Wer sich in einer Privatinsolvenz befindet, ist finanziell nicht mehr in der Lage, seine Schulden und Verbindlichkeiten zu bedienen. Mit der Insolvenz soll dafür gesorgt werden, dass der Schuldner nach der Wohlverhaltensperiode eine Restschuldbefreiung erhält. Während der Insolvenz wird das pfändbare Vermögen des Schuldners durch den Insolvenzverwalter verwaltet und die Erlöse an die Gläubiger verteilt. In dieser Zeit kann es jedoch notwendig sein, einen Kredit aufzunehmen, da Geld benötigt wird. Ist ein Kredit trotz Insolvenz überhaupt möglich? Kann man einen Kredit im Insolvenzverfahren bekommen? Wir klären auf!

Wenige Ausnahmefälle sind möglich

Während einer laufenden Privatinsolvenz gibt es eine Pfändungsgrenze. Alles, was sich über dieser Pfändungsgrenze befindet, fließt in die Rückzahlung der Verbindlichkeiten ein. In einigen wenigen Fällen kann es notwendig werden, einen erneuten Kredit aufzunehmen. Braucht der Schuldner beispielsweise ein Fahrzeug oder es muss repariert werden, lassen sich neue Verbindlichkeiten trotz einer Insolvenz nicht immer vermeiden.

Bevor ein Kredit während einer Privatinsolvenz aufgenommen wird, ist ein Gespräch mit einer professionellen Schuldenberatung oder dem Insolvenzverwalter wichtig. Hier ist nachzuweisen, dass es sich um ein Darlehen mit einer Rate handelt, die der Schuldner auch tragen kann.

Das Thema mit der Restschuldbefreiung

Am Ende der Wohlverhaltensphase steht die Restschuldbefreiung (nach 3 Jahren). Wenn der Schuldner während der Wohlverhaltensphase seinen Obliegenheiten nachkommt, werden ihm die restlichen Schulden mit Zuge der Restschuldbefreiung erlassen. Allerdings haben die Gläubiger die Möglichkeit, gegen eine Gewährung der Restschuldbefreiung vorzugehen. Diese Option besteht dann, wenn ein Gläubiger der Meinung ist, dass der Schuldner gegen die Vorgaben innerhalb der Wohlverhaltensphase verstoßen hat.

Nimmt ein Schuldner beispielsweise einen Kredit auf, der als eine unangemessene Verbindlichkeit gesehen wird, kann dies die Gläubiger auf den Plan rufen. Sie können eine Prüfung auf einen Eingehungsbetrug veranlassen. Dieser Eingehungsbetrug ist im § 263 StGB geregelt. Wird dieser stattgegeben, wird geprüft, ob eine Insolvenzstraftat vorliegt. In diesem Fall wird nicht nur die Restschuldbefreiung versagt. Der Schuldner kann auch eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren erhalten.

Aus diesem Grund sollte ein Kredit trotz Privatinsolvenz immer mit dem Insolvenzverwalter abgesprochen werden und niemals ohne dessen Zusage in der Insolvenz aufgenommen werden.

Kein Verfall der Schulden mit der Restschuldbefreiung

Kredite, die während einer Privatinsolvenz aufgenommen werden, gehören nicht zu den Verbindlichkeiten innerhalb der Insolvenz. Das heißt aber auch, dass ein neuer Kredit und die damit resultierenden Schulden mit der Restschuldbefreiung nicht verfallen. Diese Schulden müssen auch über die Insolvenz hinaus beglichen werden. Das sollten sich Schuldner bewusst machen, bevor sie einen neuen Kredit bei der Bank aufnehmen.

Wo erhalte ich einen Kredit trotz Privatinsolvenz?

Die nächste Problematik, die sich bei einem Kredit trotz Privatinsolvenz zeigt, ist die Suche nach einem Kreditgeber. Wer sich in einer Insolvenz befindet, der hat eine sehr schlechte Bonität. Das bedeutet, sein Score bei der SCHUFA ist negativ. Ein seriöser Kreditgeber wird ein Darlehen nicht ohne eine Prüfung der SCHUFA anbieten. Grund dafür ist, dass sich der Kreditgeber zur Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers informiert und absichert. Stellt die Bank innerhalb einer SCHUFA-Auskunft fest, dass eine Insolvenz vorliegt, wird sie vermutlich kein Kreditangebot machen und der Antragsteller kein Kredit bekommen.

Sollte es dennoch ein Angebot geben, dann ist davon auszugehen, dass es sich um einen Kredit mit einem sehr hohen Zinssatz handelt. Für den Schuldner ist dies natürlich ein Nachteil. Eine Alternative kann es sein, mit einem Bürgen den Antrag zu stellen. Der Bürge stellt eine besondere Sicherheit dar. Er garantiert, dass er die Kosten für den Kredit übernimmt, wenn der Kreditnehmer die Raten nicht mehr bedienen kann. Ebenso kann man ein Kredit mit einem zweiten Kreditnehmer aufnehmen. Weder der Bürge noch der zweite Kreditnehmer dürfen jedoch eine schlechte Bonität aufweisen.

Keinen unseriösen Kredit annehmen

Wer sich auf die Suche nach einem Kredit trotz Privatinsolvenz macht, der wird einige Angebote erhalten, die möglicherweise nicht seriös sind. So gibt es Anbieter, die einen Kredit ohne SCHUFA zur Verfügung stellen. Problematisch sind in dem Fall vor allem die hohen Zinskosten, die anfallen. Hohe Zinskosten auf eine kurze oder auch längere Laufzeit belasten das Konto eines Schuldners stark. Während einer Privatinsolvenz, bei der nur ein geringer Betrag vom Einkommen zur Verfügung steht, ist dies eine zusätzliche finanzielle Belastung.

Nach einer Restschuldbefreiung kann ein Schuldner ein Insolvenzverfahren allerdings erst wieder nach einer Frist von 10 Jahren beantragen. Es kann also schnell passieren, dass sich der Schuldner wieder der Problematik gegenüber sieht, seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen zu können.

Einen Privatkredit ins Auge zu fassen

Eine bessere Variante ist es, über einen Privatkredit nachzudenken. Bei einem Kredit dieser Art leiht sich der Schuldner Geld von Freunden oder Bekannten und kann so seine Verbindlichkeiten bezahlen. Die Rückzahlung erfolgt individuell, oft wird sogar auf Zinsen verzichtet. Gerade bei einer laufenden Insolvenz ist diese Lösung meist der beste Weg. Allerdings sollte offen mit dem privaten Kreditgeber über die aktuelle finanzielle Lage gesprochen werden. Private Kreditgeber sollten sich darüber bewusst sein, dass es eine gewisse Zeit dauern kann, bis das Geld wieder zurückfließt.

Fazit: Kredit trotz Privatinsolvenz ist unter Umständen möglich

Einen Kredit während einer Privatinsolvenz beantragen und letztendlich aufnehmen, ist unter Umständen möglich. Hier gibt es aber strenge gesetzliche Vorgaben, über die sich ein Schuldner immer erst informieren sollte. Der richtige Ansprechpartner ist der Insolvenzverwalter oder auch die Schuldnerberatung. Nach einer ausführlichen Beratung kann entschieden werden, ob eine Kreditaufnahme im Insolvenzverfahren erfolgen kann oder nicht.

Haben Sie noch Fragen zum Thema Kredit aufnehmen trotz Insolvenz? Suchen Sie einen Ausweg aus Ihrer finanziellen Notlage? Gerne helfen wir Ihnen Schritt für Schritt durch die Privatinsolvenz. Von der Erstberatung, zur Anmeldung bis hin zur Restschuldbefreiung – Phoenix Schuldner- und Insolvenzberatung steht Ihnen während der Insolvenz jederzeit zur Seite. Nehmen Sie noch heute Kontakt zu uns auf und starten Sie mit uns einen neuen Weg raus aus den Schulden.

Häufig gestellte Fragen

Kann man während einer Privatinsolvenz einen Kredit aufnehmen?

Die Kreditaufnahme während der Insolvenz ist unter gewissen Bedingungen möglich. Damit die Restschuldbefreiung am Ende des Verfahrens nicht versagt wird, sollten Sie etwaige Überlegungen mit Ihrem Insolvenzverwalter und einer Schuldenberatung besprechen.

Wann bin ich nach einer Privatinsolvenz wieder kreditwürdig?

Nach Abschluss des Insolvenzverfahrens bleibt die Information in der Regel noch drei Jahre im Schufa-Verzeichnis. Während dieser Zeit ist die Aufnahme eines Kredits daher sehr schwierig.

Was passiert mit einem Kredit in der Insolvenz nach dem Ende des Verfahrens?

Da der Kredit während der Insolvenz aufgenommen wurde, gehört er nicht zur Insolvenzmasse und muss auch nach Beendigung des Verfahrens weiter abbezahlt werden.